Der seltsame Fall des Benjamin Button (German Edition) by F. Scott Fitzgerald

Der seltsame Fall des Benjamin Button (German Edition) by F. Scott Fitzgerald

Autor:F. Scott Fitzgerald [Fitzgerald, F. Scott]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Neue Literatur
ISBN: 9783257602678
Herausgeber: Diogenes Verlag AG
veröffentlicht: 2014-10-18T16:00:00+00:00


VI

Als ein halbes Jahr später die Verlobung von Miss Hildegarde Moncrief mit Mr. Benjamin Button bekannt wurde (ich sage »bekannt wurde«, denn General Moncrief hatte erklärt, er werde sich lieber in sein Schwert stürzen, als das Ereignis öffentlich zu verkünden), geriet die bessere Gesellschaft von Baltimore darob in geradezu fieberhafte Aufregung. Man erinnerte sich wieder der fast vergessenen Geschichte von Benjamins Geburt, und auf den Schwingen des Skandals machte die Sache überall die Runde und nahm dabei die unglaublichsten Formen an, bis hin zum reinsten Schelmenroman. So wurde zum Beispiel behauptet, dass Benjamin in Wahrheit Roger Buttons Vater sei, dass er sein Bruder sei, der vierzig Jahre im Gefängnis gesessen habe, dass er sich bloß für jemand anders ausgebe, in Wirklichkeit aber sei er John Wilkes Booth, der Mörder von Abraham Lincoln — und schließlich hieß es gar, es sprössen ihm zwei kleine krumme Hörner aus dem Kopfe.

Die Sonntagsbeilagen der New Yorker Zeitungen spielten den Fall noch zusätzlich hoch, indem sie faszinierende Zeichnungen brachten, auf denen man Benjamin Buttons Kopf mal einem Fisch, mal einer Schlange und einmal sogar einem Körper aus solidem Messing aufgesetzt hatte. In der Presse wurde er als »Der Große Unbekannte von Maryland« berühmt. Die wahre Geschichte aber fand, wie üblich, nur eine sehr geringe Verbreitung.

Doch war man sich allgemein mit General Moncrief darin einig, dass es »ein Verbrechen« sei, wenn ein so entzückendes Mädchen, das doch jeden Beau von Baltimore hätte heiraten können, sich einem Manne an den Hals warf, der garantiert schon fünfzig war. Da half es auch nichts, dass Mr. Roger Button die Geburtsurkunde seines Sohnes in fetten Lettern im Baltimore Blaze veröffentlichen ließ. Keiner glaubte ihm. Schließlich brauchte man sich Benjamin ja nur anzuschauen, dann war man schon im Bilde.

Die beiden Hauptbeteiligten ließen sich nicht beirren. Angesichts so vieler falscher Geschichten, die über ihren Bräutigam im Umlauf waren, weigerte Hildegarde sich standhaft, selbst der einzigen, die doch der Wahrheit entsprach, Glauben zu schenken. Vergebens führte General Moncrief ihr die hohe Sterblichkeit unter fünfzigjährigen Männern – oder zumindest unter solchen, die wie fünfzig aussa-hen – vor Augen; vergebens erzählte er ihr, was für ein unsicheres Geschäft der Eisenwarengroßhandel sei. Hildegarde war fest entschlossen, die Reife zu heiraten, und genau das tat sie denn auch…



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